» Frankfurter Kaufhausbrände vor 50 Jahren – Zäsur der 68er ProtesteVon Eva Krafczyk, dpa(Foto – Archiv)
Frankfurt/Main (dpa) - Die Flammen züngelten in der Nacht vom 2. zum 3. April 1968 im Kaufhaus M. Schneider in der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil. Wenig später gab es Feueralarm im Kaufhof. Kein Kurzschluss, kein Kabelbrand, sondern selbstgebastelte Brandsätze hatten die Kaufhausbrände ausgelöst.
Schon einen Tag später nahm die Polizei die Brandstifter fest - vier junge Linksaktivisten, unter ihnen Andras Baader und Gudrun Ensslin, deren Gesichter wenige Jahre später überall in der Bundesrepublik auf Fahndungsplakaten zu sehen sein würden.
Die vier begründeten die Brandanschläge als Fanal gegen den Vietnamkrieg und amerikanische Kriegsverbrechen. In ihrem Prozess argumentierten sie später, sie hätten die Brandsätze nachts gezündet, um keine Menschenleben zu gefährden.
Waren die Frankfurter Kaufhausbrände der Wendepunkt, an dem sich die Protestbewegung spaltete und ein kleiner Teil den Weg in den Terrorismus und Untergrund einschlug? Der Hamburger Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar, der seit Jahren zur Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF) forscht, ist da skeptisch.
«Das halte ich für eine Überinterpretation», sagt er. «Gleichwohl ist es ein Fanal gewesen und etwas, womit deutlich gemacht worden ist: Hier wird nicht einfach ein symbolischer Akt verübt, sondern einer, der mit einer erheblichen Gewalt und Gefährdung verknüpft ist. Insofern ist es nicht ganz falsch, das in Relation zur späteren RAF zu betrachten.»
Im Rahmen der 68er Proteste waren die Kaufhausbrände ein singuläres Ereignis, betont Kraushaar. Brandstiftung habe nicht zu den Methoden der Protestkultur gehört. «Das stieß auf erhebliche Ablehnung beim damals wichtigsten Studentenbund, dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund. Die Mehrheit der damaligen 68er-Bewegung hat es vollständig abgelehnt, so etwas zu machen und war damit absolut nicht einverstanden.»
Dass Baader und Ensslin mit den Kaufhausbränden schon den Weg in den Untergrund einschlugen, bezweifelt Kraushaar. Vielmehr habe Horst Mahler, einer ihrer Anwälte, die beiden in Italien aufgesucht, wohin sie sich abgesetzt hatten, um nicht ihre Reststrafe absitzen zu müssen, und zur Rückkehr nach Berlin aufgefordert.
Im Februar 1970 kehrten Bader und Ensslin zurück. «Das ist der entscheidende Punkt gewesen. Dadurch nahm das Fahrt auf und mündete in die Gründung der Roten Armee Fraktion», sagt Kraushaar. Das Ende ist bekannt: Attentate, Entführungen, Morde, der «Deutsche Herbst» als Höhepunkt der RAF-Terrorwelle.
Und die Frankfurter Spuren der Kaufhausbrände? «Das Kaufhaus M. Schneider gibt es nicht mehr», sagt der Frankfurter Stadtführer Sascha Ruehlow, der unter anderem eine Tour zu den Orten der 68er Revolte sowie zu den Spuren der RAF anbietet. «Aber der Kaufhof ist noch das gleiche Gebäude, nur mittlerweile mit mehr Glasfassade.»
Das Interesse sei jedenfalls anhaltend groß - die Touren mit jeweils 35 Besuchern seien jedes Mal ausgebucht. «Es gibt viele ältere Leute, die bei mir mitlaufen», sagt Ruehlow. «Das ist dann die Großeltern-Generation, die ihren Enkeln was mitgeben wollen aus ihrer Zeit als Student oder Auszubildender.»
Bei Themen wie den 68ern oder RAF gebe es während der Touren «schon sehr kontroverse Diskussionen», berichtet der Stadtführer. «Die Quintessenz ist oft: Die 68er und die Kaufhausbrände, da hätte ich mich schon mit identifizieren können - aber wo fängt dann Radikalität und Illegalität an? Und wo ist der Zeitpunkt, wo jemand sagt: Da steige ich aus?»
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